Notizen |
- Hermann Amann Nekrolog - Freiburger Diözesanarchiv Band 97 (1977) Seite 523
Amann Hermann
Geb. 18. 12. 1908 in Binsdorf (Amt Sulz), ord. 30. 4. 1933; Vikar in Weingarten b. 0., Meersburg, Kandern, Neustadt, Eberbach, Villingen (Münster); Pfarrv. in Menningen 23. 9. 1941, hier invest. 4. 1. 1948; Pfarrer in Weingarten b. 0. 1. 12. 1955; Krankenhausseelsorger in überlingen 1. 8. 1971. Ruhestand 1. 8. 1972 in Isny/Allg., ab März 1975 in Berkheim b. Ochsenhausen. Gest. in Berkheim 6. 11. 1975, beerd. in überlingen a. S.
Volksschüler in Echbeck b. Pfullendorf, wohin der Vater, ein Mühlenbesitzer, umsiedelte, dann am Konstanzer Gymnasium und im dortigen Konradihaus, ließ schon der heranwachsende Hermann A. deutlich erkennen, daß er einmal im Leben seinen Mann stellen werde; „solid in seiner Arbeit" und eifrig bemüht um „tieferes Innenleben", heißt es von ihm in Zeugnissen aus seiner Studienzeit. Leider ließ ihn eine nicht ganz feste Gesundheit zunächst in den Vikarsjahren nicht zur vollen Entfaltung seiner guten Fähigkeiten kommen, doch zeigte sich trotzdem, daß er die Gabe allgemein ansprechender, volkstümlicher Wortverkündigung sehr wohl besaß, ein Talent, das er in der späteren Seelsorgspraxis noch erfolgreich weiterentwickeln konnte. Als Vikar von Meersburg kam er im Juni 1937 mit den Nazis in Konflikt, nach deren Auffassung „wegen einer besonders verwerflichen Äußerung", in Wirklichkeit, weil er gegen damals von den Nazis verbreitete Beschimpfungen des katholischen Klerus Stellung bezog. Vikar A. bekam trotz nachgewiesener fälschlicher Beschuldigungen vorübergehendes Schulverbot. Nach einer gut überstandenen Nierenoperation im Jahr 1941 kam er, gesundheitlich noch angegriffen, auf die nicht zu große Pfarrei Menningen. Hier waren die Nazis wiederum hinter ihm her, wie oft, wenn diese einen Geistlichen einmal auf ihrer „Liste" hatten. Dieses Mal, weil er in der Christenlehre Angriffe auf Pius XII., dieser verrate durch den Vatikansender Militärgeheimnisse an die Alliierten, scharf als unwahr zurückwies. Doch die NS-Machthaber erklärten diese Äußerungen des Pfarrers als „hetzerisch" und „den Frieden des Ortes störend", weshalb man ihm den weiteren Religionsunterricht in der Schule verbieten müsse (12. 2. 1942). Die Gemeinde hielt, von wenigen Nazis abgesehen, fest zu ihrem Pfarrer, und sämtliche Eltern schickten ihre Kinder in die nun eingerichteten pfarrlichen Seelsorgsstunden. Nach dem Krieg entfaltete Hermann A. eine reiche überpfarrliche Tätigkeit als Dekanatsmännerseelsorger, als Vorsitzender der Kath. Aktion im Dekanat, als Organisator und Redner auf örtlichen Katholikentagen und anderen Veranstaltungen. Mit seiner vielfachen Seelsorgserfahrung wirkte er kraftvoll und selbstlos dienend auch auf seiner zweiten wesentlich größeren Pfarrei Weingarten, dort besonders liebevoll um die Pflege der beliebten Wallfahrt besorgt. Nach einem zweiten Herzinfarkt mußte er die Pfarrei verlassen, aber auch als Überlinger Krankenhausseelsorger reichten die Kräfte nicht mehr lange aus. Im Ruhestand in Isny schenkte er alten Menschen im Leonardiheim seine letzten priesterlichen Dienste. E. K.
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