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Andreas Widmer    

Verwandtschaftsverhältnis

geb. 1856 in Wittenberg, Bessarabien
gest. 1931 in Tarutino, Bessarabien

Politiker


Sein Urgroßvater Andreas Widmer, Zimmermann in Marschalkenzimmern bei Oberndorf, ist mit seiner großen Familie im Jahr 1805 nach Neu Sulzfeld in Preußisch-Polen ausgewandert (Laut Seelenregister: 'Den 11. May 1805 zog Widmers 10 Personen starke Familie nach Preußisch-Polen von hier ab'). Er selbst war bereits 50 Jahre alt und der älteste Sohn Jakob schon verheiratet. Neu Sulzfeld (Nowosolna) war 1802 als Siedlung deutscher Kolonisten entstanden. Ein Teil der Kinder hat dort andere Kolonisten geheiratet und Kinder bekommen.

1815 zogen sie, Urgroßvater Andreas Widmer und seine acht Kinder, von Neu Sulzfeld wieder fort nach Bessarabien in das damals russische Kaiserreich, weil Zar Alexander I in der Steppe Ländereien und Steuerfreiheit versprochen hat. Sie waren damals Mitgründer des Dorfs Wittenberg, dessen Name abgeleitet von "Württemberg" ist, weil die Gründer größtenteils daher kamen.

1856 wurde Andreas Widmer in Wittenberg als Bauernsohn geboren. Zunächst besuchte er die Dorfschule in Wittenberg und später die Zentralschule in Kamrat. Mit 17 Jahren zog er nach Taruntino und wurde Gehilfe beim Schreiber Raugust, seinem späteren Schwiegervater. Mit 20 Jahren wurde er Schreiber und mit 21 Jahren Wolostschreiber (bis 1903). Woloste sind nach der Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland Einheiten der bäuerlichen Selbstverwaltung in der Größenordnung einer Gemeinde.

1881 wurde er Mitglied der Semstwo, der bäuerlichen Selbstverwaltungseinheit in der Größenordnung eines Kreises. 1903 wurde er deren Präsident.

Dann folgten verschiedene Ämter in verschiedenen Institutuionen:

  • 1906: Abgeordneter in der russischen Reichsduma (russisches Parlament),
  • 1907: Ehrenfriedensrichter,
  • 1907: Direktor des Gefängniswesens von Akkerman,
  • 1919: Kammerabgeordneter bzw. Senator im rumänischen Parlament (durch Anschluss Bessarabiens an Rumänien war er rumänischer Staatsbürger geworden).
  • 1922: Vorstand der Schulkommission der deutschen Minderheit Bessarabiens.

  • Außerdem:
  • Präsident des Deutschen Komitees (Führer der Volksgemeinschaft),
  • Mitglied des evangelisch-lutheranischen Konistoriums.
  • Er ist Träger mehrerer Orden.
  • Er sollte 1881 geadelt werden, was er jedoch ablehnte.


  • Außerdem war er Weinbauer. Er starb 1931 in seiner Heimatstadt Tarutino.

    Er sprach neben seinem schwäbischen Dialekt auch fließend russisch - auch mit deutlich hörbarem schwäbischen Akzent. In seinen Ämtern hat er sich stets für die Bessarabien-Deutschen eingesetzt und es gab wohl keine Frage, auf die er keine Antwort wusste. Als Andrej Andrewitsch war er eine der bedeutensten Pesönlichkeiten der Bessarabien-Deutschen.


    Andreas Widmer findet man in der großen Personen-Genealogie (2023) hier.

    Quelle: Wittenberg Bessarabien - Die Geschichte eines Dorfes in der Steppe (Paul Rath, Klara Bollinger) und Wikipedia