Emma Stefan geb. Braunwarth
Das Leben der Adoptivmutter meiner Mutter ist verhältnismäßig wenig spektakulär. Das beginnt schon bei der Herkunft ihrer Vorfahren, die ausnahmslos alle - 8 Generationen - aus einem Gebiet mit der Größe eines Kreises von 30 km Durchmesser (ca. 94 km²) stammen und im östlichen Hegau / westlichen Linzgau liegt. Die Orte am Rand sind Bodman, Winterspüren, Hengelau, Mindersdorf, Hippetsweiler, (Aach-)Linz, Lautenbach, Hohenbodman, Schönbuch und Andelshofen.
Weiter geht es mit den Eltern, die beide den gleichen Nachnamen Braunwarth haben und Cousin/Cousine sind. Schließlich ist sie
auch mit ihrem Mann Franz Stefan im "3. Grad" verwandt, deren Väter waren nämlich Cousins. Im Owinger Kirchenbuch befindet
sich eine Skizze, wo sich offensichtlich der Pfarrer damals ein Bild von den Verwandschaftsverhältnissen gemacht hat. Aber es
waren nicht nur sie und Franz Stefan, die trotz Verwandschaft geheiratet haben. Ihre Schwester Elisabeth hat Emil Stefan, den
Bruder von Franz Stefan geheiratet. Diese waren also genau miteinander verwandt. Einen Versuch, das komplexe Verwandschaftssystem
Stefan-Braunwarth darzustellen, findet sich in dieser PDF-Datei.
Ihr Leben war recht "normal": Sie wurde 1891 auf dem Neuhof bei Bambergen geboren. 1904 hatte sie Erstkommunion in Owingen und
heiratet 1911 den Landwirt Franz Stefan von Hohenbodman - sie war erst 19 Jahre alt und damit noch nicht volljährig. Deshalb musste
ihre Mutter bei der Trauung mit unterschreiben. Sie und Franz Stefan übernahmen den Hof ihres Schwiegervaters, und ihre Schwester
Elisabeth mit ihrem Schwager Emil Stefan übernahmen den Neuhof, wo sie herkam.
Da ihr Mann in den Krieg musste und der Hof in Hohenbodman für sie und ihren Schwiegervater alleine zu groß war, verkauften sie 1916
schließlich den Hof und kauften sich zusammen mit ihrem Schwiegervater ein Haus in Überlingen in der Barbel.
1926 bauten sie zusammen mit ihrem Onkel Oskar Braunwarth das Haus bei der Kiesgrube an der Lippertsreuterstraße. Nach und nach
bauten sie Scheunen und Ställe an den Hang und kauften bzw. pachteten Felder, bis sie schließlich von der Landwirtschaft leben
konnten.
1928 wurde sie schwanger, nachdem sie 17 Jahre darauf
gewartet hatte. Doch leider kam das Mädchen zu früh auf die Welt und starb bereits nach wenigen Stunden. Sie hatte wohl mal
erzählt, dass sie am Tag vor der Geburt zusammen mit ihrem Mann eine schwere Egge geschleppt hatte und das vermutlich die Frühgeburt
ausgelöst hatte.
1938 adoptierten sie schließlich meine Mutter, die Vollwaise geworden war. Als sie das erste Mal richtig Mutter wurde, war sie
also schon 46 Jahre alt.
Mit zunehmendem Alter ließ die Gesundheit nach und immer mehr übernahm meine Mutter den Haushalt. Sie hatte immer häufiger
offene Beine und konnte dann nicht mehr aufstehen. 1959 starb sie an Lungenenzündung, nachdem sie noch die Heirat meiner Mutter
und zwei Enkelkinder erleben konnte.
Personenbilder: Privatarchiv